Meisterleistungen des Gehirns

Tanzen aktiviert das Gehirn auf vielfältige Weise: Es fordert sowohl die motorischen als auch die kognitiven und emotionalen Systeme heraus. MEINE GESUNDHEIT hat den wissenschaftlich fundierten Überblick.

Sie möchten etwas für Ihre Gehirngesundheit tun? „Dann beginnen Sie zu tanzen“, rät Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger. „Dabei nutzen wir nämlich nahezu unser gesamtes geistiges Netzwerk und bauen so unsere Gehirnressourcen aus“, betont der Neurologe. Permanentes Gehirntraining schützt vor neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz – und das passiert beim Tanzen auf mehrfache Weise, wie der Leiter der Universitätsklinik für Neurologie an der MedUni Wien für MEINE GESUNDHEIT zusammengefasst hat

 

Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger,
Leiter Uni-Klinik für Neurologie, MedUni Wien.

 
 

Im Takt Bleiben

Durch den Hörkortex im Temporallappen des Gehirns können wir Musik und Rhythmus wahrnehmen und verarbeiten. So gelingt es uns, den Takt zu halten und Bewegungen im Einklang mit der Musik zu koordinieren.

 

Abläufe lernen

Bei der Bewegungskontrolle und der Steuerung und Feinabstimmung von Bewegungsabläufen spielen die Basalganglien eine Schlüsselrolle. Das sind spezielle Kerngebiete unterhalb der Großhirnrinde, die Teil des motorischen Systems sind. Dieses Areal ist außerdem verantwortlich dafür, dass wir Bewegungsabfolgen mit genügend Übung verinnerlichen können.

 

Verbunden bleiben

Tanzen verbindet. Das spüren wir mithilfe des Spiegelneuronen-Systems. Es ermöglicht uns nicht nur, Tanzbewegungen von anderen zu beobachten, zu erlernen und nachzuahmen, sondern lässt uns auch die Emotionen unserer Tanzpartnerinnen und Tanzpartner wahrnehmen.

 

Emotionen Erleben

Tanzen empfinden wir generell als emotionales, motivierendes und häufig auch soziales Erlebnis. Entscheidend dafür, dass wir emotionale Reaktionen auf Musik und Tanz erleben, ist das limbische System, das mit dem Belohnungssystem des Gehirns verbunden ist. Es fördert die Motivation, sorgt für den Abbau von Stress und verarbeitet soziale Bindungen und Erinnerungen.

 

Gut Planen

Tanzen ist eine Abfolge von Bewegungen und Schritten, angepasst an einen Rhythmus. All das erfordert eine vorausschauende Planung, die im sogenannten präfrontalen Kortex (= Hirnrinde) stattfindet. Er bewertet, welche Bewegungen angemessen sind und was als Nächstes folgt. Das Ergebnis schickt er an ein weiteres Hirnareal, den primären motorischen Kortex, weiter.

 

IN Bewegung kommen

Einen Plan zu haben ist ein guter Start. Dass koordinierte Bewegungen aber tatsächlich auch stattfinden, haben wir dem sogenannten primären motorischen Kortex zu verdanken, der die Planung in konkrete Bewegungen der Muskeln übersetzt. Dazu legt er fest, welche Muskelpartien wie stark kontrahiert werden müssen, und schickt die entsprechenden Befehle über das Rückenmark zu den Muskeln.

 

Gleichgewicht halten

Tanzen erfordert Koordination, Gleichgewicht und Feinmotorik. Diese Bereiche werden im Kleinhirn verarbeitet. Dafür verwendet es die Informationen, die die Muskeln über Signale zurück ans Gehirn schicken, und nutzt diese, um die Balance aufrechtzuerhalten und laufend die Bewegungen unseres Körpers zeitlich und räumlich nachzujustieren.


TEXT Claudia Drees

Foto: ÖGN; iStock by GettyImages
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